Grohnde Kampagne

Heute vor 40 Jahren

Schlagzeilen, Meldungen und unterbliebene Nachrichten

22. Februar 1977:  Gorleben wird Standort. 

Das Foto ist legendär: Mit einem Fingerzeig auf die Landkarte und dem ihm eigenen eingefrorenen Lächeln entscheidet Ernst Albrecht, dass in Gorleben im unmittelbaren Grenzgebiet zur DDR das Nukleare Entsorgungszentrum gebaut werden soll. Entsorgung, das war zu jener Zeit zuförderst der Bau einer Wiederaufarbeitungsanlage (WAA), einer gigantischen Fabrik, in der benutzte Brennelemente mechanisch und chemisch zerlegt werden sollten, um Stoffe daraus weiter zu nutzen. Die Frage der "Endlagerung" spielte damals nur eine untergeordnete Rolle. Zur Durchsetzung der Atomenergie vermied man vom dreckigen Ende zu reden und suggerierte, durch die Wiederaufarbeitung und den nie realisierten Schnellen Brüter werde die Atomenergie quasi zu einem perpetuum mobile. In den Jahren zuvor waren mehrere Standorte im Gespräch gewesen, überall gab es heftigen Widerstand. Im strukturschwachen und gering besiedelten Wendland sollte es nicht anders sein. Mit einer Podiumsdiskussion heute und weiteren Aktionen in dieser Woche, feiern die Bürgerinitiative und die Bäuerliche Notgemeinschaft 40 Jahre erfolgreichen Widerstand.                                Herzlichen Glückwunsch !  Und: Vielen Dank einstweilen

19. Februar 1977:  Erste Platzbesetzung in Grohnde. 

Während in der Wilster Marsch und Itzehoe jeweils Zehntausende gegen den Bau des geplanten AKW-Brokdorf demonstrierten, besetzten in Grohnde plötzlich und unerwartet mehrere Hundert Menschen den Bauplatz und hielten ihn eine Stunde besetzt, bevor sie ihn wieder räumten. Die beiden Demonstrationen um Brokdorf waren Thema erbitterter öffentlicher Auseinandersetzung gewesen. Am Vorabend noch hatte Bun­deskanzler Helmut Schmidt in einer Ansprache zur Tagesschau aufgerufen, wenn man schon gegen Kernkraft demonstrieren wolle, dann solle man nach Itzehoe gehen und sich nicht zum Bau­platz nach Brokdorf aufmachen. Das tat aber die gute Hälfte der Demonstraten doch und wollte sich das demokratische Recht auf Demonstration an einem frei gewählten Ort nicht nehmen lassen. Dafür nahmen sie lange Fußmärsche durch die vereiste Marsch in Kauf, denn Brokdorf war weiträumig abgesperrt. Bundesweit wurde die Platzbesetzung in Grohnde kaum wahr­genommen, vor Ort im Weserbergland aber setzten Menschen mit der beherzten Aktion ein deutliches Zeichen.


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